Solidarität statt Egoismus

Bekämpft die Coronamanie!

Eigentlich wollte ich mich nicht hinreißen lassen, auch in die Coronamanie zu verfallen. Jedoch, was sich dieser Tage hier in Deutschland abspielt, beunruhigt mich nun doch ein wenig. Nicht der Virus ist es, der mir Sorgen macht. Es ist das Verhalten von zivilisierten Menschen, die, so scheint es, jeglichen Anstand vergessen, wenn es um Toilettenpapier geht.

Chaos in deutschen Supermärkten

Erhielt ich doch von einer guten Freundin heute Morgen ein Video, das mit versteckter Handykamera in einem deutschen Drogeriemarkt aufgenommen wurde. Es zeigt eine Menschenschlange an der Kasse wartend. Ein Kunde versuchte, mehrere Packungen Toilettenpapier zu kaufen. Die Kassiererin ließ aber nur die derzeit erlaubten zwei Packungen zu. Der Mann wurde laut, verteidigte seine Beute und wehrte das Marktpersonal handgreiflich ab. Die Leute um ihn herum drohten, die Polizei zu holen, worauf der Kunde die Papierrollen außer sich vor Wut in den Einkaufswagen donnerte. Man stelle sich das mal vor, wegen der Limitierung der Hamsterkäufe, an die sich alle Kunden fairnesshalber halten sollen, dreht einer völlig ab. Ich mag mir nicht vorstellen, wie die Lage eskaliert wäre, hätte es sich anstelle von Klopapier um Lebensmittel gehandelt!

Was bedeutet Fastenzeit?

 Ich selbst war gestern, Samstagnachmittag noch schnell in einem Supermarkt, weil ich eine KLEINIGKEIT besorgen wollte. Alle Kassen waren geöffnet, an jeder meterweise Schlangen, übervolle Einkaufswägen. Hätte es sich um ältere und damit gefährdetere Kundschaft gehandelt, hätte ich es ja noch verstanden. Nein, durchwegs junge, kraftstrotzende Menschen mit Familienanhang quälten sich durch den Einkaufswagenparcour.

Wir befinden uns kurz vor Ostern in der sogenannten Fastenzeit. Keiner hält sich daran, geschweige denn, irgendjemand würde heutzutage noch einen Gedanken darauf verschwenden, was Fastenzeit eigentlich bedeutet. Es bedeutet, freiwilligen Verzicht zu üben. Wäre es gerade in Zeiten von Corona nicht die Überlegung wert, ein paar Wochen Abstand zu nehmen, nicht nur vom Nachbarn nebenan, sondern vor allem vom übermäßigen Konsum unserer Überschuss-Gepflogenheiten?

Egoismus statt Solidarität

Es kommt noch schlimmer. Was lese ich gerade in der „Welt am Sonntag“? Donald Trump bot einer deutschen Pharmafirma 1 Milliarde US-Dollar für die Rechte an einem Impfstoff gegen den Coronavirus, den das Unternehmen gerade entwickelt. Trump will die Exklusivrechte für sich und die USA. Der Impfstoff solle nur dort erhältlich sein. Hier geht es nicht um Klopapier, hier geht es um die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Das Verhalten Trumps ist nicht nur unbeschreiblich dreist, sondern scharf zu verurteilen. Egoismus statt Solidarität! Ich kann nur hoffen, dass dieses Prinzip von den Regierungen der Welt nicht verfolgt wird und die entwickelnde Pharmafirma entsprechend verantwortungsvoll im Sinne der Menschheit handelt.

Dem Nächsten im Abstand nah sein

Es beweist sich wieder einmal, was die Gedanken der Menschen vermögen. In kritischen Situationen bleibt fast keiner cool. Es scheint, als ob die Gedanken, diese Monster, den eigenen Menschen vergewaltigen und der zum Raubtier wird. Was wäre wohl die klügere Vorgehensweise? Sich ruhig und vernünftig zu verhalten, gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen? Zu teilen, wie es in Friedenszeiten jeder propagiert, solange es ihn nicht betrifft, oder aber wie wild durch Supermärkte zu rasen und Bilder der Verwüstung zu hinterlassen? „Jeder ist sich selbst der Nächste“, wir können den Spruch gerade in schwierigeren Zeiten ins Gegenteil verkehren: „Jeder ist dem Nächsten näher!“

Unsere Gedanken sind frei. Es liegt an uns, uns zu besinnen und sie im Sinne der Lösung dieses Corona-Problems einzusetzen. Das heißt, zwar einerseits physisch Abstand zu halten, aber menschlich noch näher zu rücken. Statt das gesamte Denken nur mehr auf Konservendosen, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel zu richten, gäbe es auch die Alternative, sich auf Tugenden wie Rücksicht, Achtsamkeit, Hilfsbereitschaft oder Sich-Zurücknehmen zu besinnen. Wie würde sich das auf unser Wohlbefinden auswirken? Äußerst gesundend!

Ich für meinen Teil entschließe mich, die Sonne im Herzen zu behalten und mindestens bis Ostern zu fasten.