Ressourcenfächer

Den Ressourcenfächer öffnen

Im letzten Blogbeitrag schrieb ich über den Umgang mit Problemen und wie man eine Lösung dafür findet. Ressourcenorientierte Gesprächsführung war das Stichwort, die im Coaching Anwendung finden kann. Heute gehe ich etwas konkreter darauf ein, was es mit den Ressourcen und dem Ressourcenfächer auf sich hat.

Eine Ressource ist ein Mittel, eine Quelle, eine Eigenschaft oder eine Stärke. Sie kann materiell sein, wie beispielsweise Geld, Rohstoffe, aus Personen bestehen oder aber immateriell sein. Dann handelt es sich eher um Bildung, Gesundheit, persönliche Stärken. Im Coaching geht es darum die persönlichen Ressourcen zu entdecken, wiederzubeleben und zu stärken. Mithilfe der eigenen Ressourcen können wir unsere Wünsche und Ziele erreichen und unser privates wie berufliches Leben optimal gestalten. Wie ein Pfau sein Rad schlägt, um mit seiner Federpracht zu glänzen, so verhält es sich mit dem eigenen Ressourcenfächer, der in seiner Schönheit geöffnet und nach außen getragen werden kann.

Emotionen überdecken Ressourcen

Manchmal geht uns das Bewusstsein über unsere Ressourcen, unsere Stärken, unsere ganz individuellen Fähigkeiten und Talente verloren. Gerade in schwierigen Lebenssituationen kann es sein, dass uns Emotionen wie Angst, Trauer, Einsamkeit, Wut überkommen und wir von ihnen bestimmt und eingeschränkt werden. Je länger solche kritischen Phasen andauern und wir uns nicht aktiv wieder in die Veränderung begeben, umso seltener denken wir an unsere inneren Ressourcen. Die Gefahr besteht, dass wir uns gar nichts mehr zutrauen und unser Selbstvertrauen leidet.

Gerade in Zeiten von Wirtschaftskrisen, in denen viele Arbeitsplätze verloren gehen, bedarf es einer enormen Willensanstrengung, Zuversicht und auch Geduld, um am Ball zu bleiben und sich kreativ um eine neue geeignete Beschäftigung zu kümmern. Dabei ist es hilfreich, sich seiner eigenen inneren Ressourcen bewusst zu werden. Wir können in uns selbst ein beruhigendes Gefühl herstellen, indem wir an uns selbst glauben und zu uns sagen, „ich trage alles in mir, was ich zum Leben brauche. Ich bin mit den notwendigen Fähigkeiten von Geburt an ausgestattet, um mein Leben gut zu meistern. Es bedarf nicht an noch mehr Geld, Know-how, Freunden, Jugend, Intelligenz, etc., es bedarf nur meiner eigenen Ressourcen, die es gilt, an die Oberfläche zu holen und aktiv zu nutzen.“

Pause und Struktur geben

Nehmen wir mal an, du hast gerade erfahren, dass du nicht mehr für deinen bisherigen Arbeitgeber tätig sein wirst. Wenn du auf den Job angewiesen bist, wirst du verständlicherweise erst einmal in Schockstarre verfallen. Ängste, Wut, Hilflosigkeit tun sich auf. Das sind natürliche emotionale Prozesse, gegen die du auch gar nichts unternehmen sollst. Am besten, du lässt sie erst einmal zu und verschaffst dir ein paar Tage „Verdauungs-Pause“. Gib dir maximal eine Woche Zeit, aber setze dir ein Limit, an dem du anschließend wieder in die aktive Veränderung der Situation gehst.

Frage dich schließlich, was du getan hast, um während der Verdauungs-Pause nicht komplett zu verzagen? Was kannst du grundsätzlich tun, um mit der vorerst anstehenden Arbeitslosigkeit besser klarzukommen? Was kannst du konkret tun, um aktiv eine neue Beschäftigung zu suchen? Was hat dir in der Vergangenheit in schwierigen Situationen geholfen, um sie zu meistern? Was hast du konkret getan? Welche Eigenschaft an dir, hat dich damals stark gemacht? Welche Personen waren die in der Vergangenheit nützlich und hilfreich? Wer kann es in der konkreten aktuellen Situation sein? Was würdest du als deine Stärke bezeichnen?

Frage dich wer du bist und du wirst Ressourcen finden

Du darfst dich auf alle Fälle selbst loben und stolz auf dich sein, denn du hast es bis zum jetzigen Zeitpunkt deines Lebens geschafft, für dich ganz gut zu sorgen.

Wie hast du das geschafft?

Wie hast du gewusst, was gut für dich ist und was du dafür tun musst?

Wie konntest du dich bis heute motivieren, deinen Weg so zu gehen, wie du ihn gegangen bist?

Wie hilfreich warst du selbst für dich?

Schätze dabei deine Zufriedenheit mit dir selbst ein, mit dem was du bisher wie geschafft hast. Wie zufrieden bist du, wenn du dich auf einer Skala von 0 bis 10 einstufst, wobei 0 unzufrieden und 10 der Wert für sehr zufrieden ist. Wenn du noch nicht bei 10 bist, was müsstest du tun, um 1 Punkt weiter oben auf der Skala zu rangieren?

Was konkret würdest du anders machen, wenn du bereits einen Punkt weiter oben auf der Skala wärst? Wie hättest du es geschafft, 2 Punkte weiter nach oben zu kommen? Was wäre dann anders?

Frage dich auch, wenn du wie durch ein Wunder, morgen bereits eine andere Tätigkeit gefunden hättest und damit anfangen könntest, welche Veränderung würdest du dann an dir bemerken? Was wäre anders als sonst? Wie würde es dir damit gehen? Wie würdest du reagieren? Was würdest du anders machen? Was würden die Menschen um dich herum anders machen?

Es kann aber auch sein, dass du in der jetzigen Phase erst noch Zeit zur Besinnung brauchst. Dann frage dich, was in deinem Leben so bleiben soll wie es ist? Was gefällt dir an der Situation und an dir selbst? Worauf bist du stolz? Was ist dir bisher sehr gut gelungen? Was gefällt anderen an dir?

Negatives in Positives umdeuten

Es ist wichtig, die gegebene Situation zu würdigen, um Gefühle der Hilflosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen.

Was ist das Positive an deinem Problem? Was ist an der Situation positiv? Wie könnte man die Situation mit anderen Augen betrachten? Wenn die Situation einen Sinn macht, welchen siehst du darin? Wenn sie sogar nützlich wäre, was wäre das Nützliche daran?

Die Arbeitslosigkeit kann dir zeigen, wieviel Durchhaltevermögen du aufbringen kannst. Du bekommst Abstand vom Hamsterrad, über das du nie nachgedacht hättest. Die Situation lässt dich nachdenken über das, was du eigentlich gern machst, welche Talente du hast, aus welchen Interessen du stärken entwickeln könntest.

Perspektivenwechsel auf den eigenen Ressourcenfächer

Diese beispielhaften Fragetechniken dienen im Coaching dazu, dich aus der eigenen meist negativ behafteten Denke heraus zu beamen und mit neutralem Blick auf momentane Gegebenheiten zu schauen.

Die Situation an sich solltest du erst einmal neutral bewertet werden. Der eine freut sich über eine verlorene Stelle, weil er nun die Chance auf Veränderung hat. Der andere verzweifelt schier daran, weil er mit Unsicherheit konfrontiert ist, wie es wohl weitergehen wird. Jeder von uns geht anders mit dem Problem um. Eine wesentliche Rolle spielt die individuelle Bewertung der Gegebenheit. Wichtig ist es deshalb, dass du dich nicht von negativen Emotionen auf Dauer vereinnahmen lässt, sondern durch einen Perspektivenwechsel der Situation den Schrecken nimmst. Erkenne die Möglichkeit, aus der Krise eine Chance zu machen. Mit Besinnung auf die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Interessen, eventuell auch auf hilfreiche Mitmenschen, entdeckst du deinen reichen Ressourcenfächer und es gelingt dir leichter, aus dem Tal wieder auf den Berg zu steigen.