Problem und Lösung

Die Sache mit dem Problem und der Lösung

Lösungen entstehen im Kopf

Hattest du schon einmal ein Problem, das dich psychisch sehr belastete, über das du dir ständig Gedanken machtest, schlaflose Nächte damit verbracht hast, wie du das Problem aus der Welt schaffen kannst? Ist es dir gelungen, eine Lösung zu finden? Ich gratuliere dir dazu. Hast du dein Problem nicht lösen können? Du bist in guter Gesellschaft, denn wir Menschen haben fast alle irgendwann im Leben ein Problem. Die Feststellung hilft dir aber nicht weiter. Ich weiß das. Aus dem Grund versuche ich mal, die „Sache mit dem Problem und Lösung“ ein wenig zu erklären.

Noch eine Frage im Vorfeld. Warst du wegen deines so bezeichneten Problems schon einmal bei einem Therapeuten oder bei einem Coach? Wenn Nein, solltest du tatsächlich einmal darüber nachdenken, ob dir eine neutrale und geschulte Person nicht vielleicht helfen könnte, aus dem eigenen Gedankensog herauszufinden. Wenn Ja, hat dir der Therapeut / Coach die Frage gestellt, „Was ist Ihr Problem?“ Vielleicht hat er dich aber auch gefragt, „Was führt Sie zu mir?“.

Lösungsorientierte Gesprächsführung im Coaching

Ich wähle in einem Klientengespräch lieber die zweite Frage oder erkundige mich einfach nach dem Befinden meines Klienten. Warum? Es gibt im therapeutischen oder auch Coaching Sektor unterschiedliche Ansätze der Beratung. Mein Ansatz baut auf der lösungsorientierten Kurztherapie (lösungsorientierte Kurzzeittherapie) auf, die auf den Begründer Steve de Shazer und seiner Ehefrau Insoo Kim Berg zurückgeht.

Was impliziert die Frage nach dem „Was ist Ihr Problem“? Die Konsequenz, dass der Klient sich tatsächlich auf das von ihm bezeichnete Problem fokussiert, anstelle er sich Gedanken über die Lösung macht. Damit meine ich, es ist sicherlich legitim, sich einen angemessenen Zeitraum mit den Schilderungen des Klienten zu befassen, die sich um das angebliche Problem ranken. Es ist allerdings zielführender, sich möglichst kurzfristig aus dem Problemdenken heraus zu begeben und sich auf Lösungsmöglichkeiten zu konzentrieren.

Ein Beispiel: Der Klient ist von seiner Grundhaltung her sehr negativ, kritisch gegenüber seinen Kollegen eingestellt. „Die Zusammenarbeit mit meinem Team finde ich sehr problematisch. Egal, Was ich sage, ich ecke stets an. Nichts kann ich richtig machen. Ich habe ein Problem in meiner Arbeit.“

Vom Problemdenken zur Opferrolle

Auf den ersten Blick mag das für den Klienten auch tatsächlich so scheinen! Ich betone scheinen! Hier geht es nun in der Bearbeitung nicht darum, den Klienten in einer Ausführlichkeit auf dem Problem herumreiten zu lassen. Je mehr er die Problematik in der Zusammenarbeit beschreibt, umso mehr gerät seine Gefühlswelt in negative Strudel. Er wird wütend, fühlt sich vielleicht hilflos, traurig oder begibt sich in eine Frustrationsemotion. Alles ist schlecht und nichts kann er dagegen tun. Der negativen Gedankenkonstruktion folgt ein zerstörerischer Emotionskreislauf, aus dem im schlimmsten Fall mit der Zeit ein Burnout resultieren kann.

Was ist nun wichtig zu beachten? Im Rahmen der lösungsorientierten Gesprächsführung geht es darum, gemeinsam mit dem Klienten seine Wahrnehmung der Situation zuerst einmal zu würdigen. „Ok, es ist ein unangenehmer Zustand der Zusammenarbeit, der nicht gewünscht ist.“ Lasse ich den Klienten dann weiter beschreiben, wie die Sache mit dem Problem für ihn ist, besteht das Risiko, dass er sich vom Problem überrollt fühlt und nichts dagegen tun kann. Der Klient gerät in eine Opferrolle, in der er nur mehr versucht, das Problem wegzumachen und die Schuld den anderen zuzuschieben. Da es aber nicht gelingen wird, ein Problem zu lösen, indem die Gedanken nur das Problem fokussieren, verschlechtert sich gleichzeitig das Befinden und auch das Selbstwertgefühl des Klienten.

Starke Zielvorstellungen in aktives Handeln umsetzen

Wünschenswert ist es, dass sich der Klient sehr wohl in der Lage fühlt, seine Situation zu verbessern und eine Lösung herbeizuführen. Aus diesem Grund arbeitet der lösungsorientierte Coach mit seinem Klienten relativ schnell nach der Problemfeststellung an den gewünschten Zielvorstellungen, die der Klient für erstrebenswert hält. Er soll zum aktiven Gestalten angeregt werden und sich damit in eine emotional stabile Lage versetzt fühlen, in der er selbst die Lösung findet und gestaltet.

„Was können Sie dazu tun, dass Sie die Arbeit in Ihrem Team als angenehm empfinden?“ „Woran würden die Kollegen merken, dass Sie größere Freude an der Zusammenarbeit mit den Kollegen haben?“ „Mal angenommen, Sie gehen morgen zur Arbeit und Sie verstehen sich mit Ihren Teamkollegen fantastisch, sie ergänzen sich, haben Spaß am gemeinsamen Entwickeln von Ideen und dem Erfolgsresultat. Was wäre dann anders? Wie würde die Situation aussehen? Was tragen Sie dazu bei?“

Auf die Details kommt es an

Diese beispielhaften Fragen regen den Klienten an, sich in den gewünschten Zielzustand zu versetzen. Seine Gedanken bleiben nicht am Problem haften, wodurch eine Negativspirale entsteht, der der Klient schwierig entkommen kann. Beim intensiven Fokussieren des positiven Zielzustandes visualisiert der Klient eine angenehme Situation, in der er sich in dem gegenwärtigen Moment bereits befindet. Es ist wichtig, den Klienten seine Wunschvorstellung im Detail beschreiben zu lassen.  Nicht nur wie die Kollegen reagieren, wie sie schauen, ist relevant, sondern vor allem, was der Klient dabei fühlt, was er hört, was er sieht, was er riecht. Er soll sich so detailliert wie möglich in den Zielzustand versetzen, um positive Emotionen hervorzurufen. Je aktiver der Klient sich selbst handeln und gestalten sieht, umso erfolgreicher wird er im Nachgang des Coachings sein ursprüngliches Problem aktiv angehen und lösen können.

Coaching als Ressourcenaktivator

So wie viele Probleme durch falsche Bewertung von Situationen im Kopf entstehen, so können die Lösungen dafür auch aktiv mit Hilfe der eigenen Gedanken gefunden werden. Der Coach ist Sparringspartner im Findungsprozess, der durch den Klienten selbst durchlaufen wird. Er konzentriert sich auf seine vorhandenen Ressourcen, stellt sich vor, wie er sie aktiv einsetzt, wie sein Umfeld darauf reagiert und wie er sich selbst damit eine positive Zukunft schafft.

Wir alle tragen alle Ressourcen in uns, die wir für die Lösung unserer Probleme und der Zielfindung brauchen. Oft fehlt es an der Bewusstmachung dessen, zu was wir selbst alles in der Lage sind. Mit Hilfe von Coaching kann es gelingen, die eigenen Ressourcen zu aktivieren und Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Einzige wichtige Voraussetzung: Der Wille zur Veränderung muss vorhanden und groß sein oder mit Hilfe von Coaching groß genug werden.